Straßen- und Parkplatzrückbau schadet Einzelhandel nicht

Man kennt die alte Leier: kaum möchten Städte und Kommunen den Pkw-Verkehr in ihren Innenstädten weniger attraktiv gestalten, Parkgebühren erhöhen oder gar Parkplätze ganz abschaffen, schreit der Einzelhandel, dass dies die Innenstädte allmählich ausbluten und verwahrlosen lassen würde. Der Großteil der Bürger möchte nämlich für seinen Einkauf direkt vor dem Geschäft halten und dies möglichst günstig, wenn nicht sogar kostenlos. Aber stimmt dies denn überhaupt?

In seinem Blog „Zukunft Mobilität“ (www.zukunft-mobilitaet.net/32798/analyse/rueckbau-strasse-wegfall-parkplaetze-folgen-einzelhandel-radverkehr) schreibt Martin Randelhoff

„Untersuchung nach Untersuchung zeigt, dass fußgänger- und radverkehrsfreundliche Straßen die Umsätze lokaler Händler und Dienstleister steigen lassen. Und der Rückbau von Parkplätzen und Fahrstreifen lässt die Umsätze der lokalen Wirtschaft nicht sinken.“

Auf weitere Studien zum gleichen Thema verweist Daniel Doerk in „Das Grundrecht auf Parkplätze“ (itstartedwithafight.de/2014/12/11/das-grundrecht-auf-parkplatze)

„Kaum werden 20 Parkplätze zugunsten eines Radfahrstreifens „geopfert“ (um es mit der Sprache des Einzelhandels zu sagen), werden Zukunftsszenarien gemalt, die von sofortiger Schließung bis zu langsamen Ausbluten des eigenen Geschäfts reichen. Dabei haben Studien (www.fahrradland-bw.de/aktiv-werden/wer-kann-foerdern/einzelhandel) längst belegt, dass wirtschaftlicher Erfolg nicht von Parkplätzen abhängt. Im Gegenteil: RadfahrerInnen geben zwar weniger pro Einkauf aus, kommen aber dafür öfter und lassen in der Summe sogar mehr Geld im Geschäft. Darüber hinaus sind sie deutlich treuere Kunden.“

Das Deutsche Institut für Urbanistik schreibt in „Forschung Radverkehr – Mit dem Fahrrad zum Einkaufen“ (www.nationaler-radverkehrsplan.de/transferstelle/downloads/for-a-04.pdf)

„Mehrere Studien aus dem In- und Ausland zeigen inzwischen, wie lukrativ gerade eine mittelfristige Kundenbindung von Rad fahrenden Kunden für den lokalen Einzelhandel sein kann. Auch wenn sie bei einem Besuch weniger Kilogramm nachhause fahren, besuchen Radfahrer den lokalen Einzelhandel insgesamt häufiger als Kunden, die mit dem Pkw unterwegs sind.“

In den Innenstädten zieht gerade das urbane Flair die Kunden an. Das Parken im Straßenraum bzw. dessen Ausbau ist dabei kontraproduktiv, denn für den Handel sind diese Fußverkehrflächen überlebenswichtig. Wie empirische Studien belegen, geben Kunden mehr Geld aus, je länger sie sich aufhalten und je entspannter sie sind.

Wie kann man Kemptens zweifelnde Einzelhändler davon überzeugen?

Zum vom Amt für Tiefbau und Verkehr vorgeschlagenen Kreisverkehr in der Bahnhofstraße beim Fischerösch

Verkehrsplanung Nürnberg: Kreisverkehr

http://www.nuernberg.de/internet/verkehrsplanung/kreisverkehr.html

Nachteile des Kreisverkehrs:
Die Führung des Radverkehrs ist schwierig, wenn getrennte Radverkehrsanlagen erforderlich sind.

Vorteilhaft für Kreisverkehre sind solche Standorte, an denen wenig Fußgänger und Radfahrer auftreten, da ein Kreisverkehr vorrangig den Kraftfahrern mehr Sicherheit bietet.

Radfahrer im Kreisverkehr gefährdet

http://www.focus.de/auto/news/duesseldorf-radfahrer-im-kreisverkehr-gefaehrdet_aid_342429.html

Kreisverkehre haben einen hohen Sicherheitswert für Kraftfahrzeuge, sorgen für flüssige Fahrt und reduzieren Unfallzahlen. Dies gilt aber nicht für Radfahrer. Studien aus Dänemark und Belgien belegen das.

Im belgischen Flandern haben Verkehrswissenschaftler dazu eine Studie vor und nach dem Bau von 91 Kreisverkehren gemacht. Demnach erhöhten sich nach dem Umbau der Kreuzungen zu Kreisverkehren die Unfallzahlen mit leicht verletzten Radfahrern um etwa 27 Prozent, die mit schweren oder tödlichen Verletzungen um bis zu 46 Prozent. Lagen die Kreisverkehre in Ortsnähe, stiegen die Unfallzahlen mit verletzten Radfahrern gar um bis zu 48 Prozent, die mit schwer oder tödlich Verletzten um bis zu 77 Prozent.